Symbolbild Vorlesung

Interaktive Vorlesung

Szenario einer mit digitalen Tools interaktiv gestalteten Lehrveranstaltung für große Gruppen
Symbolbild Vorlesung
Foto: Nikolay Georgiev auf Pixabay
Szenarien Interaktive Vorlesung
Szenarien Interaktive Vorlesung
Grafik: Servicestelle LehreLernen

Überblick

Dieses Szenario zeigt, wie auch in der Lehre mit großen Gruppen interaktive Elemente zum Einsatz kommen können. Ziel ist es, eine aktive Auseinandersetzung mit erworbenem Wissen zu fördern und Raum für das Entstehen von Fragen auf Seiten Studierender zu schaffen, um diese anschließend gemeinsam zu bearbeiten. In unserem Beispiel orientieren wir uns am Modell des Flipped Classroom. Lerninhalte werden dabei im eigenen Tempo im Selbststudium erarbeitet. In der Vorlesung regen Sie dann eine vertiefte Auseinandersetzung an und unterstützen die Studierenden in den anspruchsvolleren Lernphasen. Digitale Tools und Ressourcen ermöglichen es hierbei, Beteiligungsschwellen auch in großen Vorlesungen herabzusetzen und Einblicke in den Lernstand der Studierenden zu erlangen. Studierende erwarten aus ihren bisherigen Erfahrungen heraus möglicherweise zunächst nicht, dass Vorlesungen interaktiv gestaltet werden. Schaffen Sie daher so früh wie möglich Transparenz über Ihre Lernziele, Vorgehensweisen, Arbeitsformen und zum Einsatz kommende Tools.

Vor der Vorlesung: Selbststudium

Auslagerung von Wissenserschließung

  • Inputphasen, die besser im eigenen Tempo erarbeitet werden, können Sie in das Selbststudium verlagern, insbesondere dann, wenn das Vorwissen in Ihrer Lehrveranstaltung heterogen ist. Machen Sie den Studierenden dafür transparent, welche Vorbereitung Sie mit Texten, Videos oder Präsentationen erwarten.
  • Sie können vorhandene Videos oder Lehrbücher nutzen bzw. Ihren Input in Form von sinnvollen Einheiten (max. 30 min) aufzeichnen, damit die Studierenden sich diese in Vorbereitung auf Ihre Lehrveranstaltung erarbeiten können.
  • Das Selbststudium können Sie durch klar formulierte Ziele und leitende Fragen bzw. Arbeitsaufträge unterstützen. Indem Sie konkret formulieren, machen Sie Ihre Erwartungen transparent und erhöhen die Chance, dass Studierende im Selbststudium Ergebnisse erzielen, mit denen Sie in der Präsenz gut weiterarbeiten können.
  • Berücksichtigen Sie bei der Planung den im Modulkatalog angegebenen Umfang für das Selbststudium. Den Studierenden können Sie auch gerne eine zeitliche Orientierung geben, indem Sie benennen, wieviel Zeit sie in die Lektüre bzw. Videosichtung und die Bearbeitung zugehöriger Aufgaben investieren sollten. Die Aufträge können von den Studierenden zeit- und ortsunabhängig erfüllt werden. Förderlich ist zudem eine klare Deadline, die zur Routine für die Studierenden werden kann. Z.B. sollen die Aufträge jeweils bis 12 Uhr am Tag vor Ihrer Vorlesung erfüllt sein.
  • Beispiele für Aufträge: Formulieren von Fragen, Zusammenfassung der Kernaussagen mit eigenen Worten, Diskussion zu vertiefenden Fragen (über Forum in Moodle oder über Tweedback), Quizzes (über Tests in Moodle, mit H5P in Videos integriert)

Während der Präsenz: Wissensvertiefung durch Interaktion

Herstellen von Verbindlichkeit

  • Indem Sie in der Präsenz mit Arbeitsergebnissen des Selbststudiums weiterarbeiten, können Sie eine Verbindung zwischen dem Selbststudium und der Präsenzphase herstellen. Hiermit können Sie die Verbindlichkeit für die Vorbereitung steigern. Wichtig: Leisten Sie als Lehrperson nicht selbst nochmal einen Input zu den Inhalten, die die Studierenden sich erarbeitet haben. Lassen Sie ggf. die Studierenden mit eigenen Worten wiedergeben, was sie in der Auseinandersetzung mit dem Video, dem Text o.Ä. gelernt haben.
  • In der Vorlesung können Sie zudem Möglichkeiten schaffen, Ergebnisse aus den Arbeitsaufträgen im Selbststudium abzugleichen und offene Fragen zu klären.
  • Sie können den Studierenden bereits in der Präsenzveranstaltung den Kursraum in Moodle und die nächste zu bearbeitende Aufgabe zeigen, sodass die Studierenden auch asynchron gut damit arbeiten können.

Initiieren von Interaktion

  • Um das Vorwissen Studierender in Erfahrung zu bringen und Beteiligungsschwellen zu senken, können Sie anonyme Umfragen mit Audience-Response-Systemen einsetzen. Eine Möglichkeit dafür ist das Tool Pingo. Indem Sie zu einem frühen Zeitpunkt in Ihrer Lehrveranstaltung interaktiv arbeiten, stimmen Sie die Studierenden auf die weitere Beteiligung in der Lehrveranstaltung ein. Noch ein Tipp: Wenn Sie auch einen Moodle-Kursraum nutzen, können die Fragen(-kataloge) aus Pingo in Moodle importiert werden. So können Sie Fragen in Moodle für das Selbststudium integrieren, die Sie nach einer vertieften Auseinandersetzung in Ihrer Vorlesung erneut stellen, um Lernfortschritte sichtbar zu machen. 
  • Eine weitere Möglichkeit der Beteiligung ist ein Chat. Studierende können sich so im Verlauf der Lehrveranstaltung mit Fragen und Kommentaren an der Lehrveranstaltung beteiligen. Hierfür können Sie z.B. das Tool Tweedback Chatwall nutzen. Räumen Sie sich und den Studierenden in Ihrer Vorlesung regelmäßig Zeiten ein, um in den Chat zu schauen und Fragen zu beantworten. Beachten Sie: Bei Tweedback Chatwall ist eine Session in der freien Version nur 24h bearbeitbar und danach nur noch im Lesemodus verfügbar. Die Chatwall sollte also maximal 24h vor Ihrer Vorlesung eingerichtet werden. Dies nimmt nur einige wenige Sekunden Zeit in Anspruch.
  • Für die aktive Auseinandersetzung mit den präsentierten Inhalten benötigen die Studierenden Impulse, bspw. durch Fragen, Zeit für Austausch zu zweit (Murmelphasen) oder Transferübungen. Die Studierenden haben so die Möglichkeit, Lerninhalte zu verinnerlichen und mit ihren Vorwissensbeständen zu verknüpfen. Auch entstehen Fragen oftmals erst in der aktiven Auseinandersetzung mit präsentierten Inhalten.
  • Die Erfahrung zeigt, dass der Austausch nur selten von allein läuft, daher empfiehlt es sich klare Impulse zu setzen. Sie können also eine Frage formulieren oder einen Auftrag an die Studierenden, um den Einstieg in die gemeinsame Diskussion zu erleichtern.  
  • Schließlich können Sie zudem über Ihre Lehrveranstaltung hinweg eine Beteiligung über Umfragen (Pingo, Mentimeter) ermöglichen, um Gelerntes zu überprüfen oder Feedback zu erhalten. Sie erreichen dadurch Einblicke in die Wissensstände auch großer Lerngruppen. Gleichzeitig werden für Studierende eigene Lücken transparent, sodass sie ihr Lernen entsprechend strukturieren können.